Dienstag, 9. September 2014 02:39
Gesundheit über Gesetz
Annan und Dreifuss wollen Drogen liberalisieren
Eine Gruppe von ehemaligen Staatschefs um den früheren UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat weltweit eine Liberalisierung der Drogenpolitik gefordert. Auch Ruth Dreifuss ist dabei.
Im Sinne der Menschlichkeit müsse im Kampf gegen Rauschgift die Gesundheit, nicht die Strafverfolgung im Vordergrund stehen. Der juristische Kampf gegen Drogen sei gescheitert, heisst es in einem am Dienstag bei den Vereinten Nationen in New York veröffentlichten Appell. Wichtiger sei es, die gesundheitlichen Folgen zu lindern und die Gewinne der Drogenhändler zu beschneiden.
«Mehr als 8 Prozent der Menschheit trägt jeden Tag die Bürde eines vermeidbaren Schmerzes», heisst es in dem Aufruf. Schmerzmittel, auch auf Opiate basierende, könnten dieses Problem lindern.
Weil der Kampf gegen Drogen auch diese Schmerzmittel betreffe, müsse die Antirauschgiftpolitik geändert werden. Stattdessen sollten die Regierungen ein von der Weltgesundheitsorganisation zu beaufsichtigendes Programm starten, um solche Medikamente sicher in den Umlauf zu bringen.
Auch Ruth Dreifuss ist dabei
Die Unterzeichner forderten auch, die Nutzung von Drogen nicht länger zu «kriminalisieren». Derartige Verbote würden das Verhalten der Menschen nicht ändern. Alt Bundesrätin Ruth Dreifuss, die ebenfalls zur Kommission zählt, sagte laut einer Mitteilung, die Regulierung der ganzen Kette, von der Produktion bis zum Verkauf von Drogen, erlaube ein Zurückdrängen der kriminellen Organisationen. Zudem würden damit Qualitätsstandards gesichert und die Gesundheit geschützt.
Zu den Mitgliedern der Kommission gehören neben Dreifuss die früheren Staatspräsidenten Ernesto Zedillo (Mexiko), Fernando Henrique Cardoso (Brasilien), Jorge Sampaio (Portugal), Ricardo Lagos (Chile) und Griechenlands Ex-Ministerpräsident George Papandreou, der frühere US-Aussenminister George Shultz, der ehemalige EU-Aussenbeauftragte Javier Solana, Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa und der Unternehmer Richard Branson. (sda)